Elektrofahrrad und Tuning?!
Elektrofahrrad und Tuning?! Viele verkaufte Fahrräder in der Schweiz hatten im vergangenen Jahr einen Elektromotor. Konkret waren dies knapp 90‘000 verkaufte Elektrofahrräder. Die Elektrofahrräder boomen und die Verkaufszahlen stiegen gegenüber dem letzten Jahr um 16 Prozent. Velosuisse der Verband der Schweizer Fahrradlieferanten schrieb dies in seiner jüngsten Meldung. Vielen Fahrradfahrern genügt aber die Leistung des Elektrofahrrades nicht und tunen das Fahrrad zusätzlich.
Zwei Arten von Elektrofahrrädern sind erhältlich: Elektrofahrräder bis 25km/h und solche bis zu einem Tempo von 45km/h. Die Fahrräder die bis 45km/h unterwegs sind, brauchen nach Strassenverkehrsgesetz eine gelbe Nummer und der Fahrradfahrer einen Fahrradhelm. Bei den Fahrrädern bis 25km/h entfallen Helm und Nummernschild. Diese Fahrräder bis 25km/h werden mit technischen Hilfsmittel, die kaum sichtbar sind, frisiert und haben danach die Möglichkeit weit über die 25-km/h-Grenze hinaus oder sogar ohne Limit die Geschwindigkeit zu erhöhen.
Stichwort Tuning und Dongle
Tuningzubehörsets kosten um die 200 Euro. Die Funktion der Sets ist unterschiedlich. Die Standartsets sind die sogenannten Tuning-Dongle und bestehen aus Stecker und Kabelsatz. Der Dongle überlistet die gemessene Geschwindigkeitsanzeige am Fahrradcomputer. Dann wird die ab einem Tempo von 20km/h die auf dem Display angezeigte Geschwindigkeit halbiert. Anschliessend schaltet die Unterstützung nicht bei 25km/h ab, sondern erst bei effektiven 50km/h.
Fahrradhändler verkaufen dieses Hilfsmittel aber nicht. Diese Tuningsets werden vor allem über den Onlinehandel vertrieben. Weder Käufer noch Verkäufer machen sich dabei strafbar. Verboten ist es aber mit einem getunten Fahrrad auf den öffentlichen Strassen zu fahren. Versicherungstechnisch sollte man auch auf der Hut sein.
Bei der Polizei gehen monatlich etwa zwei Fahrradfahrer mit getunten E-Bikes ins Netz. Meist bei regulären Verkehrskontrollen. Jagt will man aber auf getunte E-Bikes keine machen, wenn aber eine Patrouille ein auffällig schnell fahrendes Velo beobachte, wird es kontrolliert. Bei der Kantonspolizei ist das Thema auch bekannt. Erwischt wurden bisher aber noch keine entsprechenden Fahrräder. Das hängt vermutlich damit zusammen, dass die Kantonspolizei auf dem Land weniger häufige Kontrollen durchführt als die Stadtpolizei in Zürich.
Wir ein getuntes Fahrrad kontrolliert (Ohne gelbes Nummernschild), wird es teuer. Die Stadtpolizei macht eine Verzeigung und leitet dies an das Stadtrichteramt oder an die Staatsanwaltschaft weiter. Dies weil eine im Ordnungsbussenverfahren keine „technischen Manipulationen“ geahndet werden können. Die Busse beläuft sich schnell auf einige hundert Franken, abhängig von der übertretenen Geschwindigkeit und Art der unerlaubten Manipulation. Da erst wenige Fälle aufgetreten sind, muss sich noch eine einheitliche Bussenpraxis herausbilden.
In Deutschland ein grösseres Problem
In Deutschland boomt das Geschäft mit getunten Elektrofahrrädern. Gemäss der Nachrichtenagentur DPA sind rund 3,5 Millionen Elektrofahrräder unterwegs. Unbekannt ist noch welche von diesen frisiert sind. Der Zweirad-Industrie-Verbands spricht aber von einem zunehmenden Problem.
Durch die Manipulationen würde aus einem Fahrrad ein Kraftfahrzeug. Die Bremsen und Gabeln der Fahrräder sind nicht auf höhere Geschwindigkeiten ausgelegt. Wie in der Schweiz ist auch der Verkauf solcher Tuning-Sets legal. Auch der Einbau und Betrieb im öffentlichen Strassenverkehr ist verboten.
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